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Beruf & Karriere, 8. Januar 2020

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Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz im Sport

Für eine lange Zeit war der IQ (Intelligenzquotient) ausschlaggebend und von Bedeutung für persönlichen und beruflichen Erfolg. Neue Erkenntnisse legen aber nahe, dass die emotionale Intelligenz wesentlich bedeutender ist und bisher unterschätzt wurde. Was die emotionale Intelligenz genau ist, welche Rolle sie im Sport hat und wie man sie gezielt trainieren und verbessern kann, wird dir in diesem Artikel aufgezeigt.

Was ist emotionale Intelligenz?

Emotionale Intelligenz beschreibt Aspekte des emotionalen Erlebens und Handelns einer Person. Anders ausgedrückt versteht man unter emotionaler Intelligenz wie du mit deinen eigenen Emotionen und den Emotionen anderer umgehst. Es geht darum eigene und fremde Gefühle korrekt wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Dabei wird grundsätzlich in eine Wissens-, Fähigkeits- und Eigenschaftskomponente unterschieden.

Die Wissensebene bezieht sich auf das emotionale Wissen eines Menschen und wie man dieses Wissen einsetzen kann, um mit emotionsgeladenen Situationen umzugehen. Mit der Fähigkeitsebene ist gemeint in einer emotionalen Situation angemessen zu handeln und die Eigenschaftsebene beschreibt die Neigung, sich in emotionalen Situationen auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten. Folgende Abbildung zeigt dir auf was dir eine ausgeprägte emotionale Intelligenz bringt und wie sie dir verhilft in verschiedenen Bereichen des Lebens erfolgreicher zu sein.

Emotionale Intelligenz im Sport nutzen

Die emotionale Intelligenz kann zudem in fünf Dimensionen aufgeteilt werden, die jeweils auf die eigene sowie andere Personen bezogen werden können und im Folgenden kurz ausgeführt werden:

  • Identifikation
  • Expression
  • Verstehen
  • Regulation
  • Nutzen

Identifikation bedeutet, dass du in der Lage bist, in deinen eigenen Körper hinein zu horchen und wahrzunehmen, wie du dich gerade fühlst. Im Sportkontext ist diese Dimension zusätzlich wichtig, weil sich psychische Zustände, wie beispielsweise Stress, körperlich auswirken können (Psychosomatik). Klagt dein Kunde also über Rückenschmerzen, die er seit Wochen hat, könnte es hilfreich für dich sein, zunächst herauszufinden, was sich in dieser Zeit in seinem Leben getan hat und was in ihm gerade vorgeht, anstatt stur diverse Übungen für den Rücken mit ihm durchzuführen.

Außerdem kannst du anhand von Mimik und Gestik erkennen, wie sich andere fühlen. Sprüht dein Kunde vor Begeisterung und freut sich auf das Training, wenn er oder sie zu dir kommt oder wirkt die Person bedrückt, erschöpft, traurig oder ängstlich – auch wenn sie vielleicht versucht, dies zu unterdrücken? Zu wissen was dein Gegenüber braucht, hilft dir, ihm zu geben was er braucht!

Regulation bedeutet Emotionen und Stress so kontrollieren zu können, dass sie in dem jeweiligen Kontext passend sind. Ein Beispiel: Du stehst im Stau, bist gestresst, weil du Streit mit deiner Frau hast und kommst fast zu spät zu deinem Personal Training. Dies interessiert dein Kunde aber nicht, es ist deine Aufgabe, ihm gegenüber professionell und freundlich aufzutreten, egal wie schlecht gelaunt du eigentlich bist. Gleichzeitig ist ebenso dein Job, gestresste, lustlose oder genervte Kunden zu motivieren, an ihr Limit zu gehen und sie zu beschwichtigen, wenn sie sich bei dir über irgendetwas beschweren. Du möchtest ja alle deine Kunden glücklich nach Hause schicken, damit sie weiterhin regelmäßig Lust haben, mit dir zu trainieren.

Emotionale Intelligenz und sportliche Leistungsfähigkeit

Der Einfluss von emotionaler Intelligenz im Sport wurde bereits ausgiebig untersucht. Die Untersuchungen zeigen auf, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen emotionaler Intelligenz und der sportlichen Leistung gibt (Laborde et al., 2016). Auch die athletische Performance scheint mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz besser zu sein. Dies konnte an Basketball- und Ice Hockey-Spielern über eine ganze Saison nachgewiesen werden (Zizzi et al., 2003; Perlini & Halverson, 2006).

Dies liegt unter anderem daran, dass die emotionale Intelligenz Sportler mental resistenter gegenüber Druck bzw. starken Belastungen macht, indem Bewältigungsstrategien effizient eingesetzt werden und die Stressresistenz besser ausgeprägt ist (Laborde et al., 2012). 

Auch als Trainer kannst du von der emotionalen Intelligenz profitieren, welches dir bereits im obigen Absatz beispielhaft erklärt wurde. Allgemein weisen Trainer mit höherer emotionaler Intelligenz ein besseres Coaching auf, indem z.B. die Bedürfnisse der Athleten besser berücksichtigt werden (Trainer-Kunden-Beziehung) (Hopkins et al., 2011).

Darüber hinaus konnte ein Zusammenhang zwischen der emotionalen Intelligenz und einem aktiven Lebensstil nachgewiesen werden. Ergo trägt die emotionale Intelligenz auch entscheidend zu Gesundheit und Wohlbefinden bei, indem Motivationsmechanismen (durch emotionale Intelligenz) die Initiierung und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität gesteigert werden (Saklofske et al., 2007).

Emotionale Intelligenz trainieren

Nachdem du erfahren hast, inwiefern emotionale Intelligenz deine sportliche Leistung verbessern kann oder für dich als Trainer wertvoll ist, taucht natürlich die Frage auf, wie man diese bewusst trainieren und verbessern kann. Ein erfolgreiches Training der emotionalen Intelligenz sollte auf dem dreiteiligen Modell aufbauen, welches eingangs erläutert wurde (Wissen, Fähigkeit, Eigenschaft). Auch in Interventionsstudien konnte nachgewiesen, dass ein solches psychologische und physiologische Verbesserungen mit sich bringt (Kotsou et al. 2011; Nelis et al., 2011). Nachfolgend werden dir drei mögliche Übungen vorgestellt.

Übung 1: Achtsamkeit bzw. Meditation

Bei dieser Übung geht es darum, deine Aufmerksamkeit zu kontrollieren, ganz bewusst wahrzunehmen was in dir passiert, ohne es zu beurteilen. Zu Beginn kannst du dich dafür einfach mit geschlossenen Augen auf einen Stuhl setzen und deinen Atem beobachten. Wie fühlt es sich an, wenn du ein- und ausatmest? Atmest du eher in die Brust oder den Bauch ein? Sobald Gedanken aufkommen (was sie unweigerlich tun werden) kehre einfach zurück zu deinem Atem.

Sobald dir das gelingt, fühle in deinen Körper hinein. Wie fühlt sich der Stuhl an deinem Rücken an? Spürst du das Gewicht deiner Füße auf dem Boden, deine Hände auf den Oberschenkeln? Kannst du deinen Herzschlag wahrnehmen? Wie fühlt sich deine Zunge in deinem Mund an? Nimm möglichst viele Signale deines Körpers wahr.

Nach einigem Üben wirst du in der Lage sein, dies im Stehen zu tun, während du dich bewegst und letztendlich während du trainierst. Fühle die Anspannung deiner Muskulatur, wenn du schwere Gewichte hebst. Fühle das Ziehen bei Bewegungen mit großer Bewegungsamplitude. Fühle die Energie, wenn du explosiv arbeitest. Je besser du die Signale deines Kopfes und deines Körpers wahrnehmen kannst, desto leichter fällt es dir, deinem Geist und Körper das zu geben, was du gerade brauchst. So kannst du auch in Situationen, die diverse Emotionen in dir hervorrufen, gelassen bleiben.

Übung 2: Führe eine Liste

Oftmals laufen emotionale Prozesse unbewusst ab und beeinflussen uns ohne, dass wir es bemerken. Wenn du dich regelmäßig beobachtest und in einer Liste festhältst, was du zu bestimmten Zeitpunkten gemacht hast und wie du dich dabei gefühlt hast, wirst du relativ schnell Muster erkennen. Sonntagmittags fühlst du dich leicht und voller Freude? Vielleicht solltest du mehr als einmal pro Woche Salsa tanzen. Mittwochs ist der Tag für dich ab 15:00 Uhr schon gelaufen? Möglicherweise solltest du ein klärendes Gespräch mit dem Kunden führen, den du zu dieser Zeit immer trainierst, damit du deinen vier Kunden danach und deiner Familie am Abend die bestmögliche Version deiner selbst bieten kannst.

Übung 3: Drei Stufen

Diese Übung zur Eigenschaft zu machen, ist insbesondere bei Wut sehr hilfreich. Wenn du feststellst, dass du gerade eine Emotion empfindest, die dich zurückhält:

STOP! Halte inne und trete mental einen Schritt zurück. Überlege dir Handlungsalternativen.

Entscheide dich für die bestmögliche Lösung und setze sie in die Tat um.

Es klingt banal und hier auf die Wissens-Ebene zu kommen ist simpel. Diese Übung zur Eigenschaft zu machen und wirklich dauerhaft ihre Früchte zu ernten, erfordert kontinuierliche Mühe, die sich dann aber auch dementsprechend auszahlt.

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